Mitarbeiter geben den Ton an: Wunsch nach mehr Flexibilität verändert die Arbeitswelt

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Gasbeitrag von Dr. Elke Frank, Senior Director Human Resources bei Microsoft Deutschland

Die Arbeitswelt befindet sich in einer Revolution von unten. Die Generation Y erobert bereits den Arbeitsmarkt, die Generation Z zieht in den kommenden Jahren nach. Die Mitarbeiter von morgen zwingen mit ihren Bedürfnissen Unternehmen zum Umdenken. Das Angebot von Home Office-Arbeitsplätzen und Social Enterprise-Lösungen wird zu einem echten Wettbewerbsvorteil.

Der demografische Wandel wird Deutschland in den nächsten Jahren und Jahrzehnten tiefgreifend verändern. Die Bevölkerung schrumpft und wird älter, dem Arbeitsmarkt stehen immer weniger Menschen zur Verfügung. Gleichzeitig prägen neue Generationen mit ganz eigenen Erfahrungen, Wünschen und Bedürfnissen die Arbeitswelt. Die zwischen 1980 und 1995 geborene „Generation Y“ stellt ab 2025 rund zwei Drittel aller Arbeitskräfte. Mit dem Internet aufgewachsen, gut ausgebildet, weltoffen, technologieaffin und selbstbewusst, geht es ihr weniger um Status und Prestige als um Inhalte, Sinn und Spaß bei der Arbeit. Noch digitaler geprägt ist die ab 1995 geborene „Generation Z“. Für sie ist ein Leben ohne Smartphones, Tablets und Social Media nicht mehr vorstellbar.

Eher Bereicherung als Belastung

Diese Digital Natives tragen ihre Sozialisation und ihre Ansprüche in die Unternehmen. Eigenverantwortung, Leistungsbereitschaft und lebenslanges Lernen sind für sie ebenso selbstverständlich wie der Wunsch nach Abwechslung im Job und nach Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Für die Mitarbeiter von morgen ist die Vermischung von Arbeit und Freizeit durch mobile Technologien eher Bereicherung als Belastung, bestätigt die Telefónica Trendstudie. Das zeigt sich auch darin, dass schon heute rund ein Drittel aller Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz regelmäßig in die heimischen vier Wände verlagern – Tendenz dank der nachrückenden Generationen klar steigend!

Was bedeutet die Vermischung von Arbeit und Freizeit für künftige Arbeitsstrukturen und welche Rolle spielt die IT dabei? Mitarbeiter streben in Zukunft vor allem nach individuelleren Arbeitsformen. Flexible Arbeitsmodelle und das Angebot, einen Teil der Aufgaben im Home Office zu erledigen, ermöglichen Arbeitnehmern eine flexiblere Lebensgestaltung und sorgen auch bei Unternehmen für bessere Ergebnisse – laut einer Studie des „Economist“ sind Unternehmen mit flexiblen Arbeitsformen bis zu dreimal profitabler als ihre Wettbewerber.

Mehr Vertrauen, weniger Kontrolle

Doch je mobiler und dezentraler wir arbeiten, je häufiger Teams nur noch virtuell zusammenarbeiten, je weniger Zeit wir gemeinsam im Büro verbringen, desto wichtiger werden neue Formen der Kommunikation und der Zusammenarbeit in Form von Social Enterprise-Lösungen. Der Wunsch, solche Technologien zu nutzen, kommt oft von den (jüngeren) Mitarbeitern selbst – schließlich bewegen sie sich in ihrem privaten Umfeld ganz selbstverständlich in sozialen Netzwerken und nutzen hier alle Möglichkeiten mobiler Kommunikation. Die Mitarbeiter geben den Ton an, die Unternehmen müssen ihre Rahmenbedingungen entsprechend anpassen. Diese „Revolution von unten“ ist bereits in vollem Gang: Laut aktueller Studie „Enterprise Social Software in Deutschland 2013“ der IT-Marktforscher von IDC vervierfacht sich der Markt der Social Enterprise-Lösungen bis 2017.

Welche Eigendynamik Social Enterprise-Angebote entwickeln können, verdeutlicht zum Beispiel die Plattform Yammer, die sich im Gegensatz zu Facebook & Co. an Unternehmen richtet. Bei der Eingliederung von Yammer in die Arbeitsstrukturen von Microsoft in Deutschland, waren – noch vor dem offiziellen Aufruf – innerhalb kürzester Zeit über die Hälfte unserer Mitarbeiter angemeldet und kommunizieren seitdem über das soziale Netzwerk.

Neue Technologien wie Social Enterprise-Lösungen, Unified Communications oder Videoconferencing machen eine Flexibilisierung der Arbeitswelt überhaupt erst möglich. Aber um flexible Arbeitsmodelle erfolgreich im Unternehmen zu etablieren, muss auch ein Kulturwandel stattfinden. Wer Anwesenheit mit Leistung verwechselt oder nach dem Prinzip „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ handelt, wird scheitern. Führungskräfte müssen ihre Erwartungen deutlich formulieren, Mitarbeiter ihre Bedürfnisse klar kommunizieren, ein enger und regelmäßiger Austausch im Team ist unbedingt notwendig.