Mitarbeiterbindung in Deutschland: Über fünf Millionen haben innerlich gekündigt

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Nur körperlich anwesend: Viele Angestellte haben keinerlei Bindung zu ihrem Unternehmen. / Niklas Hamann/Unsplash

Das forschungsbasierte Beratungsunternehmen Gallup stellte in der vergangenen Woche die Ergebnisse seiner jährlich stattfindenden Erhebung zur Mitarbeiterbindung in Deutschland vor, den Gallup Engagement Index. Die repräsentativen Ergebnisse werfen kein besonders gutes Licht auf die deutsche Wirtschaft. Denn trotz anhaltend guter Stimmung in deutschen Unternehmen haben über 14 Prozent der Angestellten bereits innerlich gekündigt und besitzen keinerlei Bindung zu ihrem Unternehmen. 71 Prozent der Beschäftigten machen lediglich Dienst nach Vorschrift und nur 15 Prozent der Angestellten geben an, eine hohe emotionale Bindung an ihren Arbeitgeber und das tägliche Tun zu haben.

Mitarbeiterbindung in Deutschland weiter auf niedrigem Niveau. Grafik: Gallup, Inc.

Ausschlaggebend für die Mitarbeiterbindung ist, allem voran, der Führungsstil eines Unternehmens bzw. das Verhalten der direkten Vorgesetzten. Eine schlechte oder nicht vorhandene Mitarbeiterbindung hat spürbare Konsequenzen und darf als Wirtschaftsfaktor nicht unterschätzt werden. Neuesten Berechnungen nach kosten schlechte Chefs und innere Kündigung die deutsche Volkswirtschaft jährlich zwischen 77 und 103 Milliarden Euro.

Doch auch der Grad an Agilität als Teil der Unternehmenskultur steht in engem Zusammenhang mit Mitarbeiterbindung und Wettbewerbsfähigkeit. Deutschland landet der Studie zufolge im europäischen Vergleich mit den Volkswirtschaften Großbritannien, Frankreich und Spanien auf dem letzten Platz. Nur 10 Prozent der Befragten äußerten, dass ihr Unternehmen über Arbeitsmittel, Prozesse und die richtige Einstellung verfügt, um schnell auf geschäftliche Anforderungen zu reagieren.

Agilitätsgrad der Volkswirtschaften Deutschland, Frankreich, Spanien und Großbritannien im Vergleich. Grafik: Gallup, Inc.

Der Weg zu mehr Agilität führt Gallup zufolge über effektivere Prozesse, die Freiheit zu Experimentieren und eine verbesserte Kommunikation und Kollaboration. Unternehmen sollten Abläufe und Tätigkeiten so einfach wie möglich gestalten, Technologien einsetzen, die Mitarbeiter dabei unterstützen effizient und produktiv zu sein, und den Grad an Bürokratie so gering wie möglich halten. Darüber hinaus sollte der Handlungs- und auch Experimentierfreiraum von Mitarbeitern klar definiert sein, um ihre individuelle Problemlösungskompetenz zu unterstützen und innovative Ideen anzuregen. Zudem sollten Unternehmen die team- und abteilungsübergreifende Kommunikation fördern sowie Möglichkeiten für den regelmäßigen Austausch von Informationen, Wissen und Ideen schaffen.