Ruhe bitte! Globale Studie zeigt, dass Lärmbelastung von Angestellten zunimmt

0

Offene, funktionale Büroräume, flexible Arbeitsplätze, moderne Büroarchitektur – die heutige Arbeitswelt verspricht eine verbesserte Zusammenarbeit und einen optimalen Informationsaustausch für Mitarbeiter. Eine neue Studie vom Forschungsinstitut Oxford Economics zeigt jedoch, dass die Lärmbelastung in Großraumbüros gravierende Ausmaße annimmt. Demnach haben sich die Bedingungen seit der ersten Erhebung aus dem Jahr 2015 deutlich verschlechtert.

Befragt wurden weltweit 500 Führungskräfte und Angestellte aus verschiedensten Industrie- und Funktionsbereichen. Die Teilnehmer kommen aus den USA, Großbritannien, Deutschland, Indien, China, Australien, Dänemark, Schweden, Finnland und Norwegen. Die Untersuchung umfasst zudem tiefergehende Interviews mit Führungskräften, die sich aktiv mit den Herausforderungen moderner, offener Arbeitsumgebungen an die Zusammenarbeit und Produktivität auseinandersetzen. Wir haben die wichtigsten Ergebnisse für euch zusammengefasst:

Akustischen Bedingungen in offenen Büroumgebungen haben sich drastisch verschlechtert

Die Mehrheit der Führungskräfte und Angestellten berichten, dass sie an ihrem Arbeitsplatz nahezu konstant Lärm ausgesetzt sind und für Meetings oder konzentriertes Arbeiten kaum Rückzugsmöglichkeiten haben. Die Bedingungen sind nachweislich schlechter als noch vor drei Jahren. Dabei gibt es weiterhin große Diskrepanzen zwischen dem, wie Führungskräfte und Angestellte dieses Problem wahrnehmen:

  • Nur 1 Prozent der befragten Mitarbeiter (gegenüber 20 Prozent aus dem Jahr 2015) gibt an, keine Maßnahmen gegen Lärm und Ablenkung ergreifen zu müssen, um konzentriert und fokussiert arbeiten zu können.
  • Fast zwei Drittel der befragten Führungskräfte (wie auch im Jahr 2015) glauben, dass ihre Mitarbeiter über die notwendigen Mittel verfügen, um sich vor Lärm und Ablenkung am Arbeitsplatz zu schützen. Dem stimmen nur 29 Prozent der Angestellten zu (gegenüber 41 Prozent zum Jahr 2015). In Deutschland sind die Unterschiede noch gravierender: 64 Prozent der Führungskräfte behaupten, dass ihre Angestellten ausreichend Mittel zur Verfügung haben, um Lärm und Ablenkung zu entgehen. Zustimmung finden sie lediglich von 14 Prozent der Mitarbeiter.
Während 54 Prozent der Führungskräfte glauben, dass ihre Mitarbeiter über die notwendigen Tools verfügen, um sich vor Lärm zu schützen, fühlen sich nur 29 Prozent der Angestellten ausreichend ausgestattet.

Dies hat zur Folge, dass Angestellte selbst aktiv werden und Maßnahmen ergreifen müssen:

  • Drei Viertel der befragten Mitarbeiter weltweit wie in Deutschland geben an, einen Spaziergang an der frischen Luft zu machen, um anschließend konzentriert und effektiv arbeiten zu können. Ein Drittel greift auf Headsets mit Active-Noise-Cancelling zurück, um Lärm und Ablenkung zu reduzieren.
  • Mitarbeiter in geräuschintensiven Büroumgebungen ziehen es eher in Betracht, ihren Arbeitsplatz innerhalb der nächsten sechs Monate zu wechseln.
Um der Geräuschkulisse zu entgehen und neue Konzentration zu sammeln, machen 55 Prozent der befragten Angestellten einen Spaziergang an der frischen Luft.

Wohlbefinden, Produktivität und finanzielle Auswirkungen

Die Ergebnisse zeigen weiter, dass Lärm und Ablenkung das Wohlbefinden, die Produktivität und sogar die finanzielle Leistungsfähigkeit des Unternehmens beeinträchtigen. Führungskräfte bieten jedoch nicht genügend Unterstützung zur Behebung dieses Problems:

  • 63 Prozent der Mitarbeiter geben an, keinen Rückzugsort für konzentriertes Arbeiten zur Verfügung zu haben, was sich negativ auf ihre Produktivität, Zufriedenheit und ihr Wohlbefinden auswirkt. Dieses Problem bestätigen nur 17 Prozent der deutschen Befragten.
  • Beinahe alle befragten Führungskräfte weltweit wie in Deutschland schätzen die Produktivität ihrer Mitarbeiter als entscheidend für den finanziellen Erfolg ihres Unternehmens ein. Davon sieht nur ein Drittel der Befragten einen direkten Zusammenhang zwischen der Lärmbelastung und der Produktivität ihrer Mitarbeiter.
  • Nur 6 Prozent der Führungskräfte weltweit wie in Deutschland geben an, die Büros ihrer Mitarbeiter mit Tools und Geräten zur Lärmreduzierung ausgestattet zu haben.

Millennials

Ferner verdeutlicht die Studie, dass Millennials, also Personen im Alter von 22 bis 36 Jahren, eher an offene Büros gewohnt sind als ihre älteren Kollegen. Dies lässt sich vermutlich auf die starke Verbreitung von Großraumbüros in den vergangenen Jahren zurückführen. Demnach ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Millennials ihre beruflichen Anfänge in einem solchen Umfeld machten. Trotzdem zählen sie zu den Ersten, die die Herausforderungen von Großraumbüros bewusst wahrnehmen und diesen anders gegenübertreten als ihre älteren Kollegen:

  • Nur etwas mehr als ein Drittel der Millennials ist mit der Gestaltung ihres Büros zufrieden. Unter den älteren Mitarbeitern ist es fast die Hälfte der Befragten.
  • Fast 90 Prozent der Millennials sind der Ansicht, dass es Aufgabe des Unternehmens ist, Maßnahmen zur Bewältigung von Lärm, Ablenkung und Informationsüberlastung zu ergreifen. Unter den Älteren stimmen 75 Prozent dieser Perspektive zu.
  • 84 Prozent der Millennials ziehen einen Spaziergang dem Aufenthalt in den büroeigenen Pausenräumen und an Ruheorten vor, um sich anschließend besser konzentrieren zu können. Nur 63 Prozent ihrer älteren Kollegen bevorzugen dieses Mittel.

 Top-Unternehmen zeigen wie es geht

Die Studie zeigt weiter einen Zusammenhang zwischen dem Umsatzwachstum und der Art und Weise, wie Unternehmen die Gestaltung der Arbeitsumgebung ihrer Mitarbeiter angehen. So geben mehr als drei Viertel der Führungskräfte in Top-Unternehmen (mit einem Umsatzwachstum von über zehn Prozent und niedriger Fluktuation) an, dass die Raumakustik und die Lärmminderung essentiell für den finanziellen Erfolg ihrer Organisation sind. Zudem führen sie an, proaktiv gegen Lärm und Ablenkung in ihren Büros vorzugehen:

  • Umsatzstarke Unternehmen stellen ihren Angestellten häufiger Tools zur Verfügung, um sich vor Lärm und Ablenkung zu schützen. Zudem bieten sie Rückzugsmöglichkeiten für konzentriertes Arbeiten.
  • Unter den Führungskräften umsatzstarker Unternehmen glauben nur 28 Prozent, dass Mitarbeiter eine laute Umgebung als anregend empfinden. Bei den befragten Führungskräften der anderen Unternehmen sind es 50 Prozent.

Um sowohl die Zufriedenheit der Mitarbeiter als auch die finanzielle Leistungsfähigkeit der Unternehmen zu steigern, lohnt es sich, in die Gestaltung der Arbeitsumgebung zu investieren und die richtigen Tools zur Lärmreduzierung zur Verfügung zu stellen. Davon profitieren Mitarbeiter und Unternehmen gleichermaßen.

Mehr Informationen zur Studie findet ihr hier.