D21 Digital Index: Möglichkeiten modernen Arbeitens nicht ausgeschöpft

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Homeoffice? Noch keine Selbstverständlichkeit hierzulande. Foto: Matthew Henry/Pexels

Die deutsche Gesellschaft ist so digital wie nie zuvor. Die digitale Spaltung bleibt jedoch bestehen und die Chancen des mobilen Arbeitens werden noch nicht ausreichend genutzt. Dies sind drei zentrale Ergebnisse des D21 Digital Index 2017/2018, einer jährlich durchgeführten Studie zur Lage der Digitalen Gesellschaft in Deutschland, die Ende Januar im Bundeswirtschaftsministerium vorgestellt wurde.

Digitale Vorreiter: Ein Drittel der Befragten digital souverän

Insgesamt ist der Befragung zufolge eine positive Entwicklung zu erkennen: Immer mehr Menschen bewegen sich kompetent in der digitalen Lebenswelt. Rund ein Drittel der Befragten fühlt sich allerdings von Dynamik und Komplexität der Digitalisierung überfordert. Grundsätzlich gilt: je jünger, desto digitaler. Vor allem Menschen über 65 können mit der Entwicklung nicht mithalten. Sie gehören oft zu der Gruppe der Digital Abseitsstehenden, einer von drei Hauptgruppen, in die die Studie die Bevölkerung aufteilt. Ihr gehört jeder vierte Deutsche an, während die mit 41 Prozent größte Gruppe die der Digital Mithaltenden ist. Ihre Mitglieder finden sich in der digitalen Welt einigermaßen zurecht. Immerhin gut jeder Dritte wird heute bereits den Digitalen Vorreitern zugeordnet, bewegt sich also alltäglich und souverän in der digitalen Welt.

D21 Digital Index: Digitale Vorreiter, Mithaltende und Abseitsstehende
Grafikt: D21 Digital Index 2017/2018

Neben dem Alter spielen weitere soziodemografische Faktoren wie Bildung und Geschlecht eine Rolle. Formal höher Gebildete etwa sind im Schnitt digital kompetenter als Menschen mit niedriger Bildung, Männer kompetenter als Frauen, Berufstätige kompetenter als Nichtberufstätige.

Digitales Arbeiten: Luft nach oben

Auch in der Arbeitswelt haben die Möglichkeiten der Digitalisierung längst nicht jeden erreicht. So arbeitet nur etwa ein Sechstel der Bevölkerung (zumindest teilweise) flexibel unterwegs oder von zu Hause. Wesentliche Hürde ist die grundsätzlich fehlende Möglichkeit: Mehr als die Hälfte der Befragten ohne Homeoffice und Co. gab an, dass eine flexible Arbeitsorganisation in ihrem Beruf generell nicht möglich sei, wohingegen bei jedem Vierten der Arbeitgeber oder der Arbeitsbereich dies nicht zulasse. Interessant: Jeder Fünfte derjenigen, die nie im Homeofffice arbeiten, haben daran gar kein Interesse.

Auch die technologische Ausrüstung als Voraussetzung für flexible Arbeitsformen ist noch lange kein Standard. Während immerhin fast die Hälfte der Befragten mit Bürojob über einen Laptop verfügt, sieht es mit anderen Tools und Devices deutlich schlechter aus: Über einen Fernzugang (VPN) zum Firmennetz verfügen 29 Prozent der Befragten, über Smartphones, Tablets und Kollaborationstools zum gemeinsamen Bearbeiten von Dokumenten nur 16 bis 21 Prozent.

Gender Gap auch in der Digitalisierung

Schließlich spielt in punkto flexibler Arbeit das Geschlecht eine Rolle. Männer bekommen deutlich öfter als Frauen Geräte und Systeme zur Verfügung gestellt, um mobil arbeiten zu können. Die Autoren der Studie führen dies darauf zurück, dass Frauen in Führungspositionen unterrepräsentiert sind. Mobile Geräte seien demzufolge als Statussymbole häufig höheren Hierarchieebenen vorbehalten. Entsprechend haben und nutzen häufiger Männer die Möglichkeiten zu flexiblen Arbeitsformen.

Ambivalent: Einstellungen zum digitalen Arbeiten

Während flexible Arbeitszeiten für die große Mehrheit zu einer modernen Arbeitsumgebung dazugehörten, sieht weniger als die Hälfte der Befragten in der Digitalisierung Chancen für neue Jobentwicklungen in ihrem Arbeitsumfeld, unter den Büroarbeitern ist es immerhin jeder Zweite. Zwei Seiten auch beim Thema Homeoffice und mobiles Arbeiten: Während jeder Vierte darin Vorteile wie Zeitgewinn sieht, geben fast ebenso viele an, dadurch mehr zu arbeiten. Insgesamt ist die Tendenz jedoch eine positive: Sowohl die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben als auch die Chancen der Digitalisierung werden optimistischer als im Vorjahr betrachtet, wogegen die Befürchtung, dass Flexibilisierung zu Mehrarbeit führt, von weniger Menschen geäußert wird.

Eine insgesamt positive Entwicklung sieht auch Hannes Schwaderer, mahnt jedoch an, sich nicht zurückzulehnen: „Nach wie vor fühlen sich viele nicht für die digitale Welt gewappnet“, so der Präsident der Initiative D21. „Um nicht große Teile der Bevölkerung dauerhaft von der digitalen Teilhabe auszuschließen sind deutlichere Anstrengungen in allen Bereichen der Bildung notwendig, sei es in der Schule, Berufsausbildung oder auch der Erwachsenenbildung.“

Eine Einschätzung, die auch Matthias Machnig, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, teilt: „Digitalisierung wird Wirtschaft, Arbeit und Gesellschaft grundlegend ändern. Wir müssen dafür sorgen, dass alle Menschen kompetent und souverän an der Digitalisierung teilhaben können – auch im Hinblick auf die Zukunftsfähigkeit unseres Landes.“

Es bleibt also noch einiges zu tun in Sachen Digitalisierung.