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Neue Konferenztechnologien im Laborvergleich: Video schont die Nerven

27. Oktober 2010 Jan-Philipp Sonnenberg Noch kein Kommentar
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CC by Smart Cities


Videokonferenzen, Telefonkonferenzen, Webkonferenzen: Arbeitsgruppen in Unternehmen haben heute zahllose Möglichkeiten, in Echtzeit zu kommunizieren. Dabei werden ganz unterschiedliche Sinne angesprochen. Doch was sind die Vorteile der verschiedenen Medien? Vor allem, welche Technologien helfen, Stress zu vermeiden und die Nerven zu schonen?

Der Spezialist für Konferenzlösungen Cisco WebEx wollte das jetzt genauer wissen und beauftragte den britischen Neurometrik-Experten Mindlab International mit der Durchführung eines Laborversuchs.

Das Versuchsdesign
24 Probanden hatten dazu mithilfe der drei Konferenz-Technologien sowie einem Instant Messenger (IM) verschiedene prototypische Kommunikationsaufgaben aus dem Geschäftsalltag zu erledigen. Neben der dafür benötigten Zeit und dem Zielerfüllungsgrad wurden dabei auch Stresslevel und kognitive Belastung gemessen.

Zu letzterem lieferte Mindlab einen ausgefeilten Neuro-Versuch. Die Teilnehmer, 14 Männer und 11 Frauen im Alter von 20 bis 58 Jahren, wurden an EEG- und EDA-Messgeräte angeschlossen (Elektroenzephalographie bzw. Elektrodermale Aktivität). Während die Messung der Hautleitfähigkeit als Stress-Indikator gewertet wurde, ermittelten die Mindlab-Forscher aus den Hirnströmen die kognitive Belastung.

Die Testaufgaben
In diesem Setting hatten die Probanden nun drei verschiedene Aufgaben zu erledigen:

Visuelle Informationen sprachlich kommunizieren: Hier galt es, dem Kommunikationspartner verschiedene Fluss-Diagramme betrieblicher Strukturen zu erläutern.

Zahlen und Fakten mitteilen: Die Teilnehmer sollten sich gegenseitig Detailinformationen zu einer fiktiven Fachtagung zukommen lassen, darunter Ort, Zeit, Anfahrt etc.

Gruppenabsprache: Hier mussten sich je 3 Teilnehmer auf eine 9-Punkte-Agenda einigen, wobei jeder Teilnehmer drei zufällig verteilte Tagesordungspunkte beisteuerte. Die sinnvolle Anordnung der Punkte konnte durch Zusatzinformationen erschlossen werden, die nur jeweils einer Person aus dem Dreier-Team bekannt war. So kam es hier auf genaue Absprachen und gemeinsame Schlussfolgerungen an.

Die Ergebnisse
Klar, dass Video-, Telefon- und Webkonferenzen sowie Instant Messaging angesichts dieser verschiedenen Anforderungen unterschiedlich abschneiden. So brauchten die Teilnehmer via Instant Messenger selbstverständlich deutlich länger, um sich die Diagramme zu erläutern. Bei der Lösung der Gruppenaufgabe wurde per IM gar das Zeitlimit von 15 Minuten überschritten.

Aus den zahlreichen interessanten Ergebnissen wollen wir hier aber nur einmal den Stress-Level herausgreifen:

Visuelles kommunizieren: Nervenschonend ist Video. Die Telefonkonferenz dagegen stresst deutlich.

Grafik: Mindlab International

Grafik: Mindlab International



Zahlen und Fakten mitteilen: Instant Messaging stresst hierbei mit Abstand am meisten. Am wohlsten fühlten sich die Probanden am Telefon, dicht gefolgt von der Video-Konferenz.
Grafik: Mindlab International

Grafik: Mindlab International



Gruppenabsprachen: Am höchsten war der Stresslevel bei der Gruppenabsprache via Telefonkonferenz. Relativ entspannt blieben die Probanden dagegen bei Video.
Grafik: Mindlab International

Grafik: Mindlab International



Fazit
Mit ihrer Messung von Stress und kognitiver Belastung haben Cisco und Mindlab eine interessante Forschungsfrage aufgeworfen. Daten und Informationen lassen sich heute mit einer Vielzahl von Technologien transportieren. Doch neben der bloßen Performance ist auch der Convenience-Faktor entscheidend. Welche Kommunikationstechnik trägt zu einer gesunden und angenehmen Arbeitsweise bei?

Nicht nur Kostenfaktoren und CO2-Bilanz gehören in die Scorecard der CIOs. Auch die menschlichen Ressourcen wollen geschont werden. Und dem Mindlab-Versuch nach helfen Video-Konferenzen, im Business-Alltag die Nerven zu behalten.

Doch woran liegt das? Man darf spekulieren: Video nutzt Auge und Ohr. Die Sinne helfen sich gegenseitig. Gesten und sogar bloße Lippenbewegungen ergänzen, was dem Hörsinn entgeht. Und hat man sich das nicht schon oft gewünscht, wenn wieder mal ein englischsprachiger Conference Call über das Festnetztelefon ansteht....?

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