Wie Millennials arbeiten wollen (und werden): Flexibilität statt Loyalität

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Der Bungalow in Koh Lipe, wo dieser Artikel entstand.

Koh Lipe.

Auch bedeutungsvoll “die Malediven Thailands” genannt.

Hier sitze ich mit meinem MacBook vor meinem Bungalow und schreibe diesen Artikel. Arbeite.

Möchte so arbeiten.


Wie mir geht es vielen meiner Generation, den sogenannten Millennials – vor allem den jüngeren unter Ihnen. Je nach Definition werden alle Menschen, die zwischen den frühen 80er Jahren und der Jahrtausendwende geboren wurden, Millennials genannt – eben weil sie um die Jahrtausendwende sozialisiert worden sind.

Anders als den Generationen davor, geht es diesen Menschen beim Job nicht mehr unbedingt um einen sicheren Arbeitsplatz und ein zweijährlich um 5% steigendes Gehalt. Im Gegenteil: Millennials möchten flexibel sein, können sich gar nicht vorstellen, die 40-45 Jahre ihres Arbeitslebens in ein und derselben Firma zu verbringen. Ortsungebundenes Arbeiten, wie es die sogenannten Digitalnomaden verfolgen – und ich es derzeit selbst praktiziere – liegt dabei sicher am äußeren Rand der gewünschten Flexibilitäts-Skala. Für die meisten Millennials liegt das Optimum irgendwo zwischen 9-to-5 Job im Büro und Arbeiten vor’m Bungalow auf einer thailändischen Insel.

Eine Deloitte Studie aus dem vergangenen Jahr hat die Bedürfnisse und Erwartungen von Millennials an ihren Job in 29 verschiedenen Ländern untersucht. Dabei kam u.a. heraus, dass zwei Drittel von Ihnen erwarten, dass sie im Jahre 2020 nicht mehr bei ihrem jetzigen Arbeitgeber arbeiten werden. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass sie mit ihrem aktuellen Job unzufrieden sind. Flexibilität, Auszeiten (Sabbaticals) und die vielzitierte Work-Life-Balance sind den Millennials – wohlgemerkt neben einem guten Gehalt – sehr wichtig (siehe Abb.1) und führen zu unsteteren, vielseitigeren Karrierewegen als sie ihre Eltern noch gegangen sind.

Abb.1: Bedeutung verschiedener Faktoren bei der Arbeitsplatzwahl von Millennials (Deloitte Studie)

Dennoch stehen die aktuellen Bedingungen bei Arbeitgebern den Wünschen der Millennials noch um einiges nach: 88% wünschen sich flexiblere Anfangs- und Endzeiten ihres Jobs und 75% würden lieber viel öfter von zu Hause oder anderen Orten, wenn auch nicht gleich thailändischen Inseln abseits der arbeitenden Zivilisation, arbeiten, weil sie das Gefühl haben, sie könnten so produktiver sein.

Millennials sind Digital Natives, also die erste Generation, die mit Technologien rund um das Internet aufgewachsen ist und für die es völlig normal ist, die Antwort auf die meisten noch so komplizierten Fragen in Sekunden von Google beantwortet zu bekommen. Daher, so ein Artikel im Ivey Business Journal, sind Millennials an neuen, herausfordernden Problemen, für die es kreative Lösungen zu finden gilt, interessiert. Sie wollen in Teams und mit den neuesten Technologien arbeiten, um gemeinsam zu innovativen Lösungen zu kommen. Und das bedeutet nicht zwangsläufig am physisch gleichen Ort zusammenzuarbeiten – Millennials sind es gewohnt, immer und überall online und somit mit Freunden, Familie und Arbeitskollegen connected zu sein, egal, wo die sich gerade befinden.

Auf Langkawi, der malayischen Nachbarinsel von Koh Lipe, habe ich vor einigen Tagen Anett kennengelernt. Sie kommt aus Deutschland, lebt aber seit fast drei Jahren auf Langkawi. Ihr Geld verdient Sie sich in ihrem erlernten Beruf als Grafikdesignerin – nur eben hier anstatt in einem Großraumbüro irgendwo in Berlin Mitte. Ihre Kunden sind größtenteils trotzdem deutsch – das Internet macht es möglich. “Ich habe das Gefühl, immer mehr junge Menschen möchten freier arbeiten können. Jedenfalls treffe ich immer auf offenen Ohren, wenn ich Backpackern hier meine Geschichte erzähle.” Da das Interesse so groß war, hat Anett vor kurzem ihre erste Workation zum Thema “Wie baue ich mir mein eigenes Online Business auf?” auf Langkawi organisiert. Die Plätze waren in nullkommanichts vergeben. Unter den Teilnehmern waren nicht nur Social Media Manager und Online Marketer, die sowieso schon komplett online arbeiten, sondern auch Mediziner, Vertriebsmitarbeiter und eine Ingenieurin.

Arbeitgeber sollten die Bedürfnisse der Millennial-Generation ernst nehmen und ihre Unternehmen so umstrukturieren, dass sie diesen Anforderungen gerecht werden – schließlich gehört bereits seit 2015 der größte Teil der arbeitenden Bevölkerung dieser Generation an; bis 2020 werden es laut einer PwC-Studie über 50% sein.