Trends der Arbeitswelt im Fokus, Teil 1: Wellness – Entwicklungen und Erwartungen an ein gesundes und erfülltes (Arbeits-)Leben

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Der Wunsch nach Flexibilität nimmt zu, die Digitalisierung hat in allen Bereichen unseres Arbeitslebens Einzug gehalten, immer neue Arbeitsmodelle und Jobprofile schießen aus dem Boden und die Erwartungen an die Arbeitsumgebung werden zunehmend höher. Jahr um Jahr beschäftigen sich Trendforscher mit den neuesten Entwicklungen in Sachen Arbeit. Anlässlich des im Februar veröffentlichten Global Workplace Trends Reports von Sodexo, haben wir uns mit einigen der darin aufgeführten Trends näher befasst. Das Ergebnis ist unsere neuen Artikelserie „Trends der Arbeitswelt im Fokus“.

Den Anfang macht das Thema Wellness am Arbeitsplatz – Wellness im Sinne von Gesundheit und der aktiven Vorbeugung von Krankheiten, aber auch im Sinne von Wohlbefinden während der Arbeitszeit und darüber hinaus. Wellness erlangt bereits seit einigen Jahren einen immer höheren Stellenwert beim Recruiting neuer Mitarbeiter. Je mehr Gesundheits- und Wohlfühl-Angebote ein Unternehmen bietet, desto attraktiver wird es für qualifizierte Bewerber. Bei der Wahl des neuen Arbeitsplatzes sind demnach nicht mehr nur die Stadt, die Nachbarschaft, die Schulen, oder mögliche Freizeitaktivitäten in der Nähe ausschlaggebend. Immer mehr Arbeitnehmer priorisieren Aspekte des Wohlbefindens sogar vor karriererelevanten Kriterien wie Aufstiegschancen oder Verantwortung.

Trotz dieser Entwicklungen, scheint es beim Thema Wellnes am Arbeitsplatz noch reichlich Luft nach oben zu geben. Eine im letzten Jahr in den USA veröffentlichte Studie bestätigt dies. Darin geben weniger als die Hälfte der befragten Mitarbeiter an, sich durch ihren Arbeitgeber bei den Themen Gesundheit, gesunde Lebensführung und Wohlbefinden unterstützt zu fühlen. Grund genug für eine Bestandsaufnahme zu den Themen Gesundheit, Flexibilität und Work-Life-Balance als Teilaspekte des Wohlbefindens am Arbeitsplatz:

Gesund durchs Arbeitsleben

Burnout, Tinnitus, Schlafstörungen – das alles sind körperliche Erkrankungen, ausgelöst durch Stressreaktionen, die meist durch dauerhafte Überlastung hervorgerufen werden und das Wohlbefinden von Arbeitnehmern negativ beeinträchtigen. Die Konsequenzen treffen neben dem erkrankten Mitarbeiter auch Krankenkassen und nicht zuletzt Arbeitgeber hart.

Bei vielen Unternehmen hat diesbezüglich bereits ein Paradigmenwechsel stattgefunden. Sie nehmen Abstand von einer Politik, die lediglich auf die Versorgung ihrer Angestellten im Krankheitsfall abzielt und wenden sich proaktiven Maßnahmen zu, indem sie beispielsweise Fitnessstudio-Mitgliedschaften bezuschussen, gesunde und ausgewogene Mahlzeiten kostenlos bereitstellen, ergonomische Arbeitsplätze oder einen Swimmingpool anbieten.

In einigen Teilen der Welt schaltete sich sogar die Regierung ein, um sicherzustellen, dass Unternehmen die Gesundheitsvorsorge ihrer Mitarbeiter ernst nehmen. Die Regierung von Singapur begann beispielsweise im vergangenen Jahr mit einer Subventionierung von Unternehmen, die eine gesunde Lebensweise ihrer Mitarbeiter fördern. Sie sorgt für einen finanziellen Ausgleichen von bis zu 50.000 US-Dollar oder unterstützt Unternehmen mit zusätzlichen Fördermitteln für Fitnesstrainer und Mitarbeiterevents. Initiativen dieser Art werden sich voraussichtlich im Laufe des Jahres 2017 auch in anderen Teilen der Welt, vor allem in wirtschaftlich dynamischen Städten, entwickeln.

Flexibilität als Wellness-Faktor

Unternehmen, die ihren Mitarbeitern ein flexibles und entspanntes Arbeitsumfeld bieten sind gefragter denn je und deutlich attraktiver für Mobile Workers von heute. Einer Studie von Justwork und Squarefoot zufolge geben 70 Prozent der rund 400 befragten Unternehmer und Mitarbeiter an, flexible Arbeitszeiten als sehr wichtig zu empfinden und 57 Prozent betrachten die Möglichkeit von unterwegs arbeiten zu können als Erleichterung. Die Nachfrage nach flexiblen Arbeitszeiten steigt und Arbeitgeber sind dazu angehalten, sich dieser Entwicklung anzuzpassen, um ihre Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden und neue Talente zu überzeugen.

Flexibilität in Form von familienfreundlichen Arbeitszeiten oder Homeoffice erleichtert es Angestellten Privat- und Berufsleben unter einen Hut zu bringen und trägt damit maßgeblich zu ihrem Wohlbefinden bei. In einigen Start-ups wird dies gar auf die Spitze getrieben, in dem Mitarbeiter freie Verfügung über ihre Anwesenheitszeiten und Urlaubstage haben. Doch auch der Umgang mit dieser neuen Flexibilität möchte gelernt sein, wie der nächste Abschnitt unseres Artikels zeigt.

Die richtige Work-Life-Balance finden

Ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Arbeits- und Privatleben reduziert Stress und fördert die Leistungsfähigkeit von Mitarbeitern. Soweit so gut. Nur wird es aufgrund der Digitalisierung und der Vernetzung heute zunehmend schwerer, eine klare Trennlinie zwischen Arbeit und Freizeit zu ziehen. Ständige Benachrichtigung auf dem Smartphone und per E-Mails zu jeder Tages- und Nachtzeit sind längst Normalität. Der „9 to 5 Job“ gehört der Vergangenheit an. Mitarbeiter arbeiten orts- und zeitunabhängig und dadurch nicht selten durchgängig. Dass diese zunehmende Verschmelzung von Arbeit- und Privatleben mit Vorsicht zu genießen ist, bestätigt eine Studie in den USA, die eine eindeutige Korrelation zwischen der „After-Work-E-Mail-Kommunikation“ und Schwierigkeiten von Mitarbeitern im Privatleben herausstellt.

Um nicht in einer Endlos-Arbeitsschleife zu landen, sollten sich Mitarbeiter strikte Zeiträume für Arbeits- und Freizeitaktivitäten definieren und diese auch einhalten. Einige Unternehmen unterstützen ihre Angestellten beim „Abschalten“ nach der Arbeit, indem sie die E-Mail-Kommunikation in bestimmten Zeiträumen einschränken. Vorreiter dieser Bewegung sind Unternehmen wie Volkswagen, die sich entschieden haben, einige ihrer E-Mail-Server nach den Bürozeiten herunterzufahren, um es den Mitarbeitern zu erleichtern, ihre Auszeit zu genießen. In Frankreich gibt es seit Januar diesen Jahres gar einen Gesetzesbeschluss, der fordert, dass Unternehmen und das oberste Management zusammen mit ihren Mitarbeitern Leitlinien einführen müssen, die es ihnen ermöglichen, flexibel zu sein und sie dabei zu unterstützen, die Arbeit nach Feierabend ruhen zu lassen.

Fazit

Die Themen Mitarbeiter-Gesundheit und -Wohlbefinden sind durchaus in Unternehmen präsent. Neben Sportangeboten und gesunder Ernährung ermöglichen immer mehr Arbeitgeber ihren Angestellten flexible Arbeitszeiten und fördern eine guten Work-Life-Balance. Zudem zeichnet sich ab, dass auch Regierungen zusehends aktiv werden und Unternehmen unterstützen, die in die Gesundheit ihrer Mitarbeiter investieren. Diese Entwicklung ist sehr positiv zu bewerten, da die Bereitstellung geeigneter Angebote nicht zuletzt auch eine Kostenfrage ist.

Doch es müssen nicht immer die ganz großen Veränderungen sein. Eine Studie in den USA bestätigt, dass bereits kleine Impulse, beispielsweise der Verzicht auf eine strikte Kleiderordnung, das Wohlbefinden von Mitarbeitern fördern können. Darin sprach sich mehr als die Hälfte der Befragten Angestellten für mehr Flexibilität in der Wahl ihrer Kleidung aus. 27% gaben an, sogar gänzlich gegen eine Kleiderordnung zu sein. In einigen Firmen ist dieser Trend bereits angekommen. Starbucks lockerte beispielsweise den Dresscode seiner Mitarbeiter weltweit und verzichtet von nun an auf die traditionellen schwarzen, weißen und khakifarbenen Arbeitskleidung zugunsten eines „come as you are“-Ansatzes, der neben eigenen Outfits auch auffällige Haarfarben oder Tätowierungen toleriert.

Wie sind eure Erfahrungen zum Thema Wellness am Arbeitsplatz und wo gibt es eurer Ansicht nach Verbesserungspotenzial oder nennenswerte Entwicklungen? Wir freuen uns auf eure Eindrücke, Beobachtungen und Anmerkungen im unten stehenden Kommentarfeld.

Im nächsten Teil der Artikelreihe „Trends der Arbeitswelt im Fokus“, widmen wir uns dem Thema Virtual und Augmented Reality.