Arbeiten in der digitalen Welt

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Foto: Death to Stock Photos
Foto: Death to Stock Photos

Sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber sehen sich den Herausforderungen einer immer flexibler werdenden, digitalen Arbeitswelt gegenüber. Dies birgt sowohl Chancen als auch Risiken. In der heute vorgestellten Studie „Arbeiten in der digitalen Welt“ zeigt der Hightech-Verband BITKOM aktuelle Entwicklungen auf und gibt Tipps für eine Gestaltung flexibler Arbeitsmodelle, die den Anforderungen und Bedürfnissen beider Seiten gerecht wird.

Mobile Technologien fördern flexible Arbeitsmodelle

Die Ergebnisse der BITKOM-Befragungen unter Arbeitnehmern und Personalverantwortlichen sprechen eine deutliche Sprache: 87 Prozent der Beschäftigten nutzen für ihre Arbeit heutzutage PCs, zwei Drittel zudem Handys und Smartphones. Dabei geht der Trend klar in Richtung mobiles Arbeiten: Vier von fünf Befragten arbeiten täglich auf mobilen Geräten wie Notebooks, Tablets oder Smartphones, die es laut BITKOM-Präsident Kempf in Verbindung mit Breitbandnetzen und Cloud Computing ermöglichten, „nahezu an jedem Ort zu arbeiten und dabei mit anderen in Kontakt zu stehen.“ Feste Arbeitszeiten und ortsgebundene Arbeitsplätze seien daher „für viele Büro-Jobs nicht mehr zeitgemäß“, so Kempf. Eine Entwicklung, die Vor- und Nachteile mit sich bringen mag – ignoriert werden sollte sie jedoch nicht. Doch wie gehen Unternehmen hierzulande mit den neuen technologischen Möglichkeiten um?

Work-Life-Balance profitiert von flexibler Arbeit

Ein Neudenken der Arbeitsorganisation hat mittlerweile in vielen Unternehmen auch Einzug in die Praxis gehalten: 55 Prozent der Beschäftigten, die mobile Geräte nutzen, arbeiteten der Befragung zufolge zumindest gelegentlich von unterwegs – in Bahn, Bus, Flugzeug oder Hotel. Ein Drittel der Befragten bleibt regelmäßig im Home Office, jeder Fünfte sogar täglich. Arbeitnehmer sehen in derart flexibilisierter Arbeit vor allem den Vorteil einer ausgewogeneren Work-Life-Balance: 80 Prozent sind der Meinung, Arbeit und Familie so besser vereinbaren zu können. Gut jeder Zweite ist mit seiner Arbeit dadurch insgesamt zufriedener. Personalverantwortliche sehen in Home Office und einer Flexibilisierung der Arbeit vor allem die Chance, Fachkräfte an das Unternehmen zu binden, sehen aber auch für sich persönlich Vorteile einer flexibleren Arbeitsgestaltung. Die Gefahr, dass sich die Arbeitsleistung der Angestellten im Home Office verringert, sehen nur 16 Prozent. Dennoch fördert nur etwa ein Viertel der Unternehmen die Arbeit im Home Office aktiv.

Always on: Jeder Ditte rund um die Uhr erreichbar

Denn neben den Vorteilen von Home Office und Mobile Working werden auch einige Nachteile gesehen – sowohl auf Arbeitgeber- als auch Arbeitnehmerseite. Gut die Hälfte der Arbeitnehmer befürchtet eine zu starke Vermischung von Beruf und Freizeit. Dass diese Vermischung bereits Realität ist, zeigen die BITKOM-Zahlen zur Mitarbeiter-Erreichbarkeit: Drei Viertel aller Berufstätigen sind außerhalb der regulären Arbeitszeiten für Kollegen oder Kunden per E-Mail oder Handy erreichbar – 30 Prozent sogar rund um die Uhr. Kommunikation ist auch für einen Großteil der Personalverantwortlichen ein kritischer Faktor : 61 Prozent befürchten, der Austausch zwischen Kollegen würde unter flexiblen Arbeitsmodellen leiden – zum Schaden des Unternehmens.

Klare Vorgaben für flexible Arbeitsmodelle fehlen

Derlei Verunsicherung verwundert nicht angesichts der Tatsache, dass es in der Mehrzahl der Betriebe keine Vorgaben für flexible Arbeitsformen existieren. Kempf fordert daher, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer „klare Vereinbarungen über Arbeitszeiten und Erreichbarkeit treffen“ sollten. Neue Arbeitskonzepte und ein bewusster und effizienter Umgang mit modernen Kommunikationsmitteln seien unabdingbar, um die Vorteile neuer Technologien ausschöpfen und gleichzeitig den Nachteilen im Arbeitsalltag begegnen zu können. Schulungen und Seminare – etwa zum Umgang mit E-Mails oder zum Zeitmanagement – seien ein Weg – den aktuell jedoch nur jedes vierte Unternehmen geht.

Für eine zeitgemäße Arbeitsorganisation schlägt der Verband sowohl für Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeber vor, einige Regeln zu beachten, die flexibles Arbeiten erleichtern. Schließlich könnten beide Seiten von neuen Arbeitsmodellen profitieren, so Kempf: „Beschäftigte können persönliche Freiheiten gewinnen, Arbeitgeber höher motivierte Mitarbeiter.“

Regeln für Unternehmen

  • Klare Vereinbarungen treffen: Flexible Arbeitsmodelle erfordern klare Regeln, damit Vertrauen entstehen kann.
  • Mitarbeiterleistung messen: Leistungen sollten möglichst objektiv definiert und gemessen werden. Zielerreichung geht vor Anwesenheit.
  • Moderne Technologien nutzen: Flexible Arbeit sollte durch interne soziale Netzwerke, Blogs oder spezielle Collaboration Tools unterstützt werden.
  • Führung nicht vernachlässigen: Trotz hoher Mobilität der Mitarbeiter darf der Kontakt zur Führungskraft nicht wegfallen.
  • Unternehmenskultur überprüfen: Neue Arbeitsmodelle müssen zur Kultur passen. Veränderungen sollten sorgfältig geplant werden.

Regeln für Berufstätige

  • Sich selbst managen: Flexible Arbeitsmodelle verlangen ein hohes Maß an Selbstorganisation. Effizientes Arbeiten und Verlässlichkeit sind unabdingbar.
  • Sich selber schützen: Flexible Arbeit darf nicht heißen, dauernd erreichbar zu sein. Gerade engagierte Mitarbeiter setzen Grenzen und halten diese ein.
  • Sichtbar bleiben: Wer seltener im Büro ist, muss darauf achten, dass seine Leistungen und seine soziale Rolle als Teammitglied wahrgenommen werden.
  • Digitale Kommunikation nutzen: Soziale Medien leisten einen wichtigen Beitrag, um mit anderen zu kommunizieren und Arbeitsergebnisse darzustellen.