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ROWE – Das Ergebnis zählt

Was wäre, wenn die eigene Arbeit nicht daran bemessen (und danach bezahlt) würde, ob man nun 30, 40 oder gar 50 Stunden im Büro sitzt, sondern einzig und allein am Ergebnis, das man zu einer gewissen Deadline erzielt? Was, wenn einem freigestellt würde, wo und wann man auf dieses Ergebnis hinarbeitet?

Cali Ressler und Jody Thompson hatten 2003 die Theorie, dass ein solches Arbeitsumfeld zu gesteigerter Produktivität, höherer Zufriedenheit der Mitarbeiter und somit geringerer Fluktuation in Unternehmen führen würde. Sie entwarfen das ROWE-Modell (Results Only Work Environment), eine neue Personalführungsstrategie, die Mitarbeiter für das Arbeitsergebnis und nicht für eine bestimmte Anzahl an im Büro verbrachten Stunden bezahlt. 2005 führten Ressler und Thompson die Strategie bei ihrem Arbeitgeber, der amerikanischen Elektronikmarktkette BestBuy, ein. Der Ansatz, Mitarbeitern weder Vorgaben zu Arbeitsort und Zeit noch zur Arbeitsmethode zu machen, war damals ganz neu und erforderte im Management von BestBuy vor allem eins: Vertrauen.

Die Ursprünge des modernen Office stammen aus dem antiken Italien (Uffizi) und hatten das genaue Gegenteil von Vertrauen zur Prämisse: Ein Herzog der Familie Medici in Florenz wollte Macht und Kontrolle über die Gutsherren, die für ihn arbeiteten, haben. So schuf er eine Zellenstruktur, mit der er diese gut überwachen konnte.

Mit dem Verzicht auf Kontrolle überließ die BestBuy-Führung ihren Mitarbeitern, wo und wann sie arbeiteten solange sie zum vereinbarten Zeitpunkt ein gutes Ergebnis ablieferten. Daraus resultierte unter anderem, dass BestBuy’s Miet- und Betriebskosten sanken, weil viele Mitarbeiter gar keinen festen Büroplatz mehr brauchten – ein Nebeneffekt, den Ressler und Thompson vorher gar nicht bedacht hatten.

Als weitere positive Veränderungen durch ROWE werden allgemein angesehen:

  • Gesteigerte Produktivität der Mitarbeiter, da sie sich ihre Arbeit besser und individueller einteilen können
  • Glücklichere, weniger gestresste Mitarbeiter
  • Weniger Krankheitstage, weil Mitarbeiter gesünder leben und besser um eine Erkältung oder Grippe “herumarbeiten” können
  • Ein positiver Effekt auf die Umwelt, da das Unternehmen geringere Betriebskosten hat und die Mitarbeiter viel weniger zwischen Büro und zu Hause hin- und herpendeln
  • Sinkende Kündigungsraten und dadurch geringere Kosten für die Rekrutierung und Einarbeitung neuer Mitarbeiter
  • Gesteigerte Attraktivität für junge Talente und Top-Kräfte, die nach flexibleren Arbeitsmodellen suchen
ROWE Erfinderinnen

Cali Ressler (links) und Jody Thompson erfanden die ROWE-Methode. Bild: www.gorowe.com

Natürlich lässt sich das ROWE-Modell nicht auf jegliche Unternehmen und Branchen anwenden. Für einen Fließbandarbeiter oder den Kassierer im Supermarkt kommt es ganz offensichtlich nicht in Frage. Ressler und Thompson, die mit ihrer Firma CultureRx® Unternehmen zur Einführung von ROWE beraten, listen folgende Branchen als geeignet: den Bildungs-, Gesundheits- und Finanzsektor, Energieversorger, verarbeitende Industrie, Marketing, IT und die Regierung.

Unternehmen, die geeignet sind, sollten vor der Umsetzung auch gegebenenfalls kritische Aspekte des ROWE-Modells diskutieren: Wie bereits angesprochen, ist dem Mitarbeiter die Vorgehensweise, mit der er zu seinem Ergebnis kommt, freigestellt. Das bietet Nährboden für “unrechte” Arbeitsweisen. Außerdem ist ein rein ergebnisorientiertes Arbeiten nicht für Arbeitnehmer geeignet, die sich schwer selbstdisziplinieren, strukturieren und motivieren können.

Nichtsdestotrotz haben mehrere weitere Unternehmen in den USA, unter anderem der Retailer-Gigant GAP, das Modell von Ressler und Thompson erfolgreich eingeführt. Im Jahr 2011 steckte der Bekleidungshersteller in einer tiefen Krise. Nach der Umstellung auf ROWE Anfang 2012 konnte das Unternehmen das erfolgreichste Geschäftsjahr seit mehr als einem Jahrzehnt einfahren.

Auch kleine Unternehmen profitieren von den Vorteilen des ROWE-Modells. Veronica Wooten, COO beim amerikanischen Unternehmen Suntell, erklärt in einem Interview mit der Huffington Post, dass die Mitarbeiterzahl der kleinen Firma, die Software für Banken programmiert, seit der Einführung von ROWE um 20% zurückgegangen ist, während der Kundenstamm um 20% gewachsen ist. Außerdem konnte Suntell Einsparungen in Höhe von 12% erreichen – die Wooten als Gehaltserhöhung an die Mitarbeiter weitergab.

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