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Mobiles Arbeiten: Benefits und Defizite beim Vormarsch mobiler Digitalarbeit

Mobiles Arbeiten: Segen und Fluch ©Plantronics

Der Vormarsch digitaler Arbeitsformen, das so genannte Arbeiten 4.0, ist nicht zu bestreiten. Fast täglich kommen neue Tools und Lösungen auf den Markt, die traditionelle Arbeitsweisen aufbrechen und zum steten Wandel unserer Arbeitswelt beitragen. Die neuen Technologien ermöglichen neue Arbeitsmodelle und diese sind heute flexibler, entgrenzter, vernetzter, globaler und vor allem mobiler und individueller denn je. Als „Arbeit“ bezeichnen wir somit heute weit mehr als früher eine Tätigkeit und weniger einen Ort, an den wir gehen. Damit ändert sich nicht nur die Art und Weise, wie wir arbeiten, sondern insbesondere auch unsere Anforderungen an die Gestaltung von Arbeitsplätzen – für Unternehmen ein Herausforderung und Chance gleichermaßen, die es zu nutzen gilt, um im heutigen Arbeitsmarkt und mit der globalisierten Arbeitswelt Schritt zu halten. Denn die Organisation einer effektiven mobilen Belegschaft setzt ein Umdenken alteingesessener Strukturen und Managementprozesse voraus.

Studie untersucht Status Quo des mobilen Arbeitens

Auf Initiative des Messeveranstalters spring Messe Management untersuchte die Studie „Mobiles Arbeiten” im Frühjahr 2016, inwiefern mobile Digitalarbeit bereits in der Praxis angekommen ist und wie Unternehmen ihre Mitarbeiter dabei unterstützen – von den geeigneten Ressourcen bis zur Entwicklung der nötigen Kompetenzen. Gemeinsam mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW Berlin), der Deutschen Gesellschaft für Personalführung e.V. (DGFP) sowie dem Büro für Arbeits- und Organisationspsychologie (bao GmbH) als Projektpartner zur Durchführung und wissenschaftlichen Auswertung wurden 674 Unternehmensvertreter aus Deutschland und Österreich befragt.

Zentrales Ergebnis und Bestätigung für den Siegeszug der Mobile Worker ist die Aussage, dass heute bereits mehr als die Hälfte der Beschäftigten (54 Prozent) vorwiegend oder sogar ausschließlich mobil an wechselnden Arbeitsplätzen tätig ist. 29 Prozent gehen der mobilen Tätigkeit dabei innerhalb und außerhalb des Unternehmens nach. Laptops und Smartphones dienen den Mitarbeitern als die zentralen Arbeitsmittel, gefolgt von Tablets (62 Prozent) und anderen mobilen Geräten (36 Prozent). Interessant: Entgegen geläufiger Annahmen betonen die Macher der Studie, dass Arbeitnehmer vor allem dort tätig sind, wo sie gerade aufgrund von Terminen, aktuellen Teamzusammensetzungen oder ihrer Work-Life-Balance sein müssen; Café, Park und Home Office machen also nur einen Teil der mobilen Arbeit aus. Zudem findet diese sehr häufig auch an wechselnden Orten innerhalb des eigenen Unternehmens statt.

Mitarbeiter und Führungsebenen würdigen Vorteile

Die Vorteile des mobilen, flexiblen Arbeitens für Mitarbeiter und Unternehmen wurden bereits vielseitig diskutiert und bestätigt. Auch der aktuellen Studie zufolge schätzen die Befragten die Arbeitssituation und ergonomischen Rahmenbedingungen IT-gestützter, mobiler Arbeit im Vergleich zur stationären Arbeit als besser ein. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer beurteilt die Gestaltungsmöglichkeiten als besser oder viel besser. Mobile Worker profitieren demzufolge insbesondere von der Flexibilität hinsichtlich der Dauer, Lage und Verteilung der Arbeitszeit. Vorteile sehen die Befragten auch bei den Tätigkeiten und Arbeitsaufgaben. Das schlägt sich laut Studie wiederum vor allem in einer positiven Entwicklung der Arbeitszufriedenheit (67 Prozent), Arbeitsleistung (55 Prozent) und Arbeitsqualität der Beschäftigten nieder.

Neue Freiheiten verlangen neue Kompetenzen der Mitarbeiter

Mobile Arbeitsplätze bieten Arbeitnehmern neue Möglichkeiten und Freiheiten, ihr Berufsleben ihrem individuellen Rhythmus anzupassen und so effektiver zu gestalten und nicht zuletzt mit ihrem Privatleben in Einklang zu bringen. Die zeitliche und örtliche Flexibilität stellt Mitarbeiter nach Angaben von mehr als der Hälfte der befragten Unternehmensvertreter (52 Prozent) jedoch auch vor höhere oder viel höhere Anforderungen an die Schlüsselfähigkeiten. Hierzu zählen 78 Prozent der Befragten wichtige Selbstkompetenzen wie Selbstständigkeit, Flexibilität, Kreativität, Verantwortungs- und Leistungsbereitschaft sowie Zuverlässigkeit. 58 Prozent sind zudem der Meinung, dass Arbeitnehmer bessere kommunikative Kompetenzen mitbringen müssen, jeder Zweite (49 Prozent) sieht höhere Anforderungen an die sozialen Kompetenzen wie beispielsweise Teamfähigkeit, Führung, Kundenorientierung und Konfliktbewältigung.

Unternehmen müssen in zufriedenere Mitarbeiter investieren

Auf der anderen Seite prägen die positiven Effekte des mobilen Arbeitens heute unweigerlich die Erwartungen und Anforderungen der Arbeitnehmer an Unternehmen. Diese können vor dem Hintergrund der „Work-Life-Balance“ im Wettbewerb um Fachkräfte wiederum mit mobilen Arbeitsmodellen als attraktiver Arbeitgeber punkten und profitieren gleichzeitig von besseren Arbeitsergebnissen. Vielmehr noch werden Unternehmen, die die Erwartungen nicht erfüllen, sogar spürbar das Nachsehen im Buhlen um den Nachwuchs haben. Doch das Versprechen zu flexibler Arbeit allein reicht nicht, um diese auch effektiver und effizienter zu gestalten, Unternehmen müssen passende Rahmenbedingungen schaffen.

Als zentralen Kritikpunkt stellt die Studie aktuell die Arbeitssituation hinsichtlich Arbeitsmittel, Arbeitsumgebung und den Arbeitsraum heraus – jeder Fünfte beobachtet hier eine Verschlechterung. Hier führen die Befragten insbesondere ergonomische Nachteile bei der Arbeit mit mobilen Geräten und Software sowie Änderungen und Störeinflüssen im wechselnden Arbeitsumfeld an. Passende Weiterbildungen und neue Lernmethoden, die dem mobilen Arbeiten gerecht werden und den Mitarbeiten die unternehmensspezifischen Prozesse und Tools näher bringen, können hier Abhilfe schaffen.

Darüber hinaus kritisieren die Befragten Defizite bei der im Arbeitsschutzgesetz geforderten Gefährdungsbeurteilung mobiler Arbeitsplätze, insbesondere in Bezug auf die psychische Beanspruchung der Mitarbeiter. 80 Prozent der Unternehmen erfüllen diese laut Untersuchung gar nicht oder nur unvollständig. Ein erstaunliches Ergebnis, riskieren die Betriebe durch gesundheitsbedingte Ausfälle der Belegschaft jährlich doch beachtliche Leistungs- und Finanzeinbußen.

Thema mit Konfliktpotenzial

Es zeigt sich, dass mobiles Arbeiten sowohl Mitarbeiter als auch Unternehmen vor neue Herausforderungen stellt, die es zu meistern gilt, um beiderseitig von den Vorteilen zu profitieren. Bei der Frage, wie gut die Unternehmen hierfür bereits gerüstet sind, gehen die Meinungen auseinander und zeigen damit das Konfliktpotenzial des Themas. Obwohl die generelle Tendenz gut ist (45 Prozent sagen Organisationen sind gut vorbereitet), weisen die Herausgeber der Studie darauf hin, dass die Wahrnehmung je nach Hierarchieebene variiert. Während Geschäftsführer die Ausgangslage sehr positiv einschätzen, äußert jeder sechste Beschäftigte ohne Führungsverantwortung Zweifel daran.

Bis mobiles Arbeiten zur Normalität wird, wird es noch ein wenig dauern. Angesichts dessen, dass schon heute mehr als die Hälfte aller Mitarbeiter innerhalb oder außerhalb der Unternehmen mobil tätig ist, lässt sich diese Entwicklung jedoch nicht mehr bestreiten. Nichtsdestotrotz gilt es für Arbeitnehmer und Arbeitgeber, gemeinsam individuelle Lösungen zu suchen und finden, die der modernen Arbeitswelt und den spezifischen Anforderungen an die effektive Arbeit im Unternehmen gerecht werden. Beide Seiten werden lernen und so einige heute noch bestehende Konfliktpotenziale beseitigen.

Die Zusammenfassung der umfassenden Studienergebnisse inklusive Handlungsempfehlungen für Unternehmen sowie einem Blick in die Zukunft zum Thema „Mobiles Arbeiten” gibt es hier.

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