Feel-Good-Management: Ein Modebegriff wird erwachsen

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CC BY Steven Depolo

In unserer Interview-Reihe zum Thema Feel-Good-Management haben wir danach gefragt, wie sich das junge Berufsfeld inzwischen entwickelt hat und welche Zukunftsperspektiven deutsche Feel-Good-Manager für ihr eigenes Berufsfeld sehen. Weshalb das Trendthema Feel Good noch lange nicht Geschichte ist, erfahrt ihr in unserem Rückblick.

„Feel Good“ ist nicht gleich „Feel Good“

Egal ob bei Wooga in Berlin, Goodgame in Hamburg, bei Spreadshirt in Leipzig oder UNIQ in Dortmund: In allen vier Unternehmen spielt das Thema Feel-Good-Management auf irgendeine Art und Weise eine große Rolle. Das bedeutet jedoch nicht, dass es in jedem Fall auch einen Feel-Good-Manager gibt: Bei UNIQ sind es sogar drei, und bei Wooga ist quasi jeder Mitarbeiter Feel-Good-Beauftragter– von der Geschäftsführung bis zum Praktikanten.

Im Falle der Berliner Gaming-Schmiede Wooga steckt der Wunsch, auf die Bedürfnisse jedes Mitarbeiters individuell einzugehen, damit in der DNA der Firma. Ähnlich schaut es bei Goodgame, Spreadshirt und UNIQ aus: Alle drei brachten zum Ausdruck, dass ihr Feel-Good-Ansatz dazu beitragen soll, das kreative, dynamische Umfeld aus der Gründungszeit auch in ihrem inzwischen stark gewachsenen Start-up beizubehalten.

Aufgaben im Feel-Good-Management

Vom „Mädchen für alles“ bis zum „Bürobespaßer“ – in Artikeln zum Thema herrscht hierzulande noch wenig Einigkeit darüber, was den Arbeitsalltag eines Feel-Good-Managers eigentlich ausmacht. In unseren Interviews haben sich allerdings folgende Kernbereiche herauskristallisiert, die vor allem Stefanie von Spreadshirt gut auf den Punkt brachte.

  • Personalbetreuung: Das umfasst das Kümmern um jegliche Fragen und Anliegen der Mitarbeiter. Zentraler Begriff ist das „Onboarding“ neuer und vor allem internationaler Kollegen, um ihnen die Integration in das neue Umfeld möglichst einfach zu gestalten – sowohl beruflich als auch privat.
  • Gesundheitsmanagement: Hier verfolgt jede Firma einen eigenen Ansatz. Ist ein Feel-Good-Manager jedoch hierfür mitverantwortlich, kann dies vom frischen Obst in der Caféteria über den Firmen-Staffellauf bis hin zum gemeinsamen Fußballabend vielerlei Aufgaben umfassen. Nicht zu vergessen ist natürlich eine gesundheitsfördernde Bürogestaltung.
  • Interne Kommunikation: Je größer das Unternehmen, desto unüberschaubarer die Anliegen einzelner Mitarbeiter und Abteilungen. Als Netzwerker vermitteln Feel-Good-Manager zwischen den verschiedenen Akteuren und versuchen so zu erreichen, dass möglichst jedes Einzelinteresse berücksichtigt wird.
  • Event-Organisation: Ob Weihnachsfeier, Sommerfest oder Freizeitangebote jeder Art – Eventmanagement gehört ebenfalls zu den zentralen Aufgaben eines Feel-Good-Managers.

Nicht zuletzt sind Feel-Good-Manager – ob ihre Stelle nun offiziell so bezeichnet wird oder nicht – Hüter der unternehmenseigenen Kultur, die sie mit Hilfe diverser Projekte und Angebote versuchen, im Alltag aller Mitarbeiter möglichst greifbar und erlebbar zu machen.

Alle wollen „Feel Good“

Natürlich überrascht es kaum, dass alle Gesprächspartner davon ausgehen, dass das Thema Feel Good auch in den kommenden Jahren auf der Agenda bleiben und an Wichtigkeit sogar gewinnen wird. Besonders ein Argument hierfür ist nicht von der Hand zu weisen: der insbesondere Deutschland schon jetzt betreffende demografische Wandel. Dieser wird in einigen Branchen unweigerlich zu einem Fachkräftemangel führen.

Im „war for talents“ um die besten verfügbaren Mitarbeiter werden am Ende vor allem jene Unternehmen als Sieger hervorgehen, denen es gelingt, ein optimales Arbeitsumfeld für jeden einzelnen Mitarbeiter zu schaffen. Denn sich wohl zu fühlen, gefordert und „angekommen“ zu sein, wünscht sich schließlich jeder. Dabei ist es zweitrangig, ob eine Firma einen Feel-Good-Manager hat oder nicht. Was zählt, ist eine durchdachte Strategie, damit „Feel Good“ bei allen Mitarbeitern ankommt.

Dazu braucht es schlussendlich nicht zwingend ein neues Berufsfeld, sondern Empathie, Wohlwollen, Kreativität – und letztlich auch die Bereitschaft, sich die gute Stimmung unter den Kollegen etwas kosten zu lassen.