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Warum du heute mindestens einmal scheitern solltest

Try and Fail - © Yury Zap - Fotolia.com

F*ck! – Sche**e! – ******! – Wohl wirklich jeder ärgert sich, wenn er einen Fehler macht. Zu groß die Wut über die eigene Leistung, zu gewaltig die Angst, vor Anderen als Versager dazustehen. Warum du heute trotzdem mindestens einmal scheitern solltest, erfährst du im folgenden Artikel. Eine eindringliche Aufforderung zum Fehlermachen.

Die deutsche Angst vorm Scheitern

Die „German Angst“ geht um: Die Furcht vorm Versagen scheint fest in den Köpfen der Deutschen zu sitzen. Schaut man sich etwa die Bereitschaft der Bundesbürger an, ein eigenes Unternehmen zu gründen, geben 54 Prozent von ihnen an, eventuelle Pläne allein aus Angst vor dem Scheitern ad acta zu legen. In den USA liegt dieser Wert um ein Viertel niedriger.

Wie tief diese Angst in der deutschen Kultur verankert zu sein scheint, zeigt schon ein Blick auf unsere Sprache. Während sich das deutsche Wort „scheitern“ auf den „Scheit“ bezieht und damit erfolgloses Aufgeben und Misslingen meint, kommt das englische Pendant deutlich positiver daher. „To fail“ stammt aus dem Französischen („faile“) und kann mit dem englischen „deficiency“ übersetzt werden, was so viel wie „Mangel“ bedeutet. Während die Deutschen bei Versagen also überspitzt ausgedrückt direkt auf dem Scheiterhaufen landen, reden Englischsprachige lediglich von einem Mangel an Erfolg.

Scheitern als Weg zum Erfolg

Dieser feine sprachliche Unterschied lässt sich auch in der Unternehmerkultur der betroffenen Länder wiederfinden – und zwar nicht gerade zum Vorteil der Deutschen. „Tue Gutes und sprich darüber“ suggeriert etwa ein geflügeltes Wort des deutschen Unternehmergeistes – doch sollten Fehler, die auf dem Weg zum Erfolg wohl oder übel passieren, deshalb verschwiegen werden?

Als Gegenmodell fungiert quasi das Zitat „I’ve failed my way to success“, das dem Erfinder der Glühbirne, Thomas Edison, zugeschrieben wird. Gerade in den Naturwissenschaften gehören misslungene Experimente zum Lernprozess zwingend dazu, etwa um vermeintlich feststehende Annahmen zu falsifizieren und damit der „Wahrheit“ ein Stück näher zu kommen. Scheitern, Fehler und Trugschlüsse beschleunigen in diesem Sinne die Lernkurve ungemein.

Scheitern als „Path to Power“ – dieses Prinzip ist heute ein festes Element in der Erfolgsstory des US-amerikanischen Silicon Valley. Einige bezeichnen die Bereitschaft, Risiken einzugehen und damit wie selbstverständlich auch Fehler zu machen gar als „Secret Sauce“ seiner Innovationskraft. In sogenannten FailCons etwa berichten No-Names wie Business Heros über Tiefpunkte ihrer unternehmerischen Laufbahn, und damit darüber, wie das Eingeständnis von Fehlern sie auf ihrem Weg mitunter ganz nach oben katapultierte.

Scheitern als Qualifikation

Ein gutes Beispiel hierfür ist Jon Oringer, Gründer der mittlerweile global erfolgreichen Bild-Datenbank shutterstock. Oringer gründete insgesamt zehn Unternehmen, von denen ganze neun scheiterten – mit dem Resultat, dass shutterstock 2014 330 Millionen Euro umsetzte, was einem Zuwachs von 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

Selbst Oliver Samwer, Chef des Seriengründers Rocket Internet, sagte vor kurzem: „Um ein neues Google oder Facebook zu schaffen, muss man hinnehmen, dass es acht bis neun Unternehmen nicht schaffen“. Thilo Schumacher, Mitglied des Vorstands der AXA Deutschland, erläutert in diesem Zusammenhang, dass man in den USA „ […]nach einer Pleite als Selbständiger aufgrund der dabei gewonnen Erfahrungen als besonders qualifiziert […]“ gilt.

5 Tipps für erfolgreiches Scheitern

Erfolgreiches Scheitern aber muss gelernt sein – denn ein scheinbar so fundamentales Merkmal deutscher Kultur ist kaum innerhalb weniger Tage loszuwerden. Wie aber scheitert ihr richtig? Wir geben fünf erste Tipps:

  • Fail forward! Seid bereit, eure ursprünglichen Vorhaben und Ideen zu überwerfen, wenn ihr bemerkt, dass sich die Rahmenbedingungen verändert haben. Zitat des Facebook-Investors Ben Horowitz: Wenn man einen Plan kippen muss, dann muss man ihn kippen!
  • A-B-Tests – sie gehören zu den Erfolgsgeheimnissen von Internet-Giganten von shutterstock  bis Google. Bei A-B-Tests werden zwei Varianten, ein Ziel zu erreichen, zunächst parallel getestet. Der erfolgreichere Weg wird schließlich implementiert– und wird mithilfe der Erfahrungen der gescheiterten Variante sogar noch weiterentwickelt.
  • Positive Fehlerkultur: Studien der Universität Wien haben gezeigt, dass permanent negatives Feedback zu mehr Stress, Leistungsdruck und damit weniger Bereitschaft führt, innovative Ideen vorzutragen. Wer ungeachtet vermeintlicher Fehler jedoch Ansatz und Eigeninitiative lobt, erntet in der Tendenz mehr Innovationskraft im Team.
  • Lasst die Schuldzuweisungen: Obwohl es immer einfacher ist, einen Schuldigen für einen Fehler ausfindig zu machen, können die wenigsten einer einzelnen Person in die Schuhe geschoben werden. Viel häufiger sind Fehlerverkettungen. Wer das akzeptiert, sorgt für weniger Frustration beim beschuldigten Kollegen, packt Probleme bei der Wurzel und lernt aus Fehlern gleich doppelt und dreifach.
  •  „FuckUp“-Sessions“: In sogenannten FuckUpNights treffen sich immer wieder Gründer, um über ihre größten Business-Fehler zu sprechen – und damit ihre Erfahrung mit anderen zu teilen. Warum also nicht mal eine „FuckUp-Session“ im eigenen Team anstoßen?

In diesem Sinne wünschen wir euch viel Erfolg beim Fehler machen – Übung macht ja bekanntlich den Meister!

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