Home Office unter Vorbehalt: Deutsche Unternehmen fürchten um Datensicherheit

0
CC by Giorgio Montersino

Laut einer Umfrage des IT-Branchenverbandes BITKOM will die Mehrheit der deutschen Beschäftigten „teilweise oder ständig von zu Hause aus arbeiten“. Das Home Office gilt vielen als Garant für weniger Pendlerstress und ein familienfreundlicheres Arbeitsleben.

Aber inwiefern tragen deutsche Unternehmen diesem Bedürfnis heute schon Rechnung? Antwort gibt der aktuelle Cisco Connected World Report – eine Online-Befragung von rund 2.600 IT-Entscheidern und Unternehmensmitarbeitern in 13 Ländern, darunter auch Deutschland.

Demnach verfügt erst rund ein Viertel (23%) der deutschen Mitarbeiter über einen Remote-Zugriff auf das Firmennetzwerk. Und das, obwohl 43 Prozent von ihnen die Anwesenheit im Büro nicht mehr als produktivitätsentscheidend ansehen. Damit hinken die deutschen Unternehmen in Sachen Fernzugriff deutlich hinterher. Weltweit haben bereits 43 Prozent der Befragten die technischen Lösungen, um von zuhause aus zu arbeiten. Und 60 Prozent der international Befragten sind überzeugt, dass die Anwesenheit im Büro für ihre Produktivität unerheblich ist.

Doch was macht Deutschland in Sachen Telearbeit zum Entwicklungsland? Hier sieht der Cisco-Report vor allem das Thema Sicherheit. So nannten 72 Prozent der in Deutschland befragten IT-Entscheider Sicherheitsbedenken als wichtigste Hürde. Aber auch zwei Drittel (67%) der Mitarbeiter, die bereits über Remote-Access verfügen, haben Zweifel beim Zugriff auf Unternehmensdaten von außerhalb des Büros.

Ist das Home Office ein Sicherheitsproblem?

Müssen sich deutsche Angestellte aber mit dieser Begründung zufrieden geben, wenn sie von ihrem Arbeitgeber flexiblere Arbeitsbedingungen verlangen? Gibt es tatsächlich noch immer keinen sicheren Fernzugriff auf Unternehmensdaten?

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) ist da weniger skeptisch, wenn auch wachsam. In seinem aktuellen Ratgeber „Sicherer Fernzugriff auf das interne Netz“ werden zahlreiche Maßnahmen vorgestellt und diskutiert, die die Fernarbeit mit Unternehmensdaten sicherer machen sollen, vor allem das Virtual Private Network (VPN).

Mit folgendem Fazit: „Ein gewisses Restrisiko bleibt und muss getragen werden, wenn Fernzugriff eingesetzt wird. Auch umfangreiche und kostspielige technische und organisatorische Sicherheitsmaßnahmen können Benutzer nicht daran hindern, unachtsam mit ihren Endgeräten und Authentisierungsmitteln umzugehen. Sie begünstigen so den Datenverlust, den Vertraulichkeitsverlust oder den missbräuchlichen Fernzugriff durch unbefugte Dritte. Die Grundarchitektur und ihre Varianten reduzieren das Restrisiko jedoch auf ein tragbares Maß.“

Sicherheitsmängel im Fernzugriff können also heute weitgehend ausgeräumt und damit künftig auch nicht mehr als Grund für eine Präsenzpflicht von Beschäftigten angeführt werden.

Dann aber tun Unternehmen gut daran, dem gesellschaftlichen und persönlichen Gesinnungswandel Rechnung zu tragen und zeitnah in entsprechende Ressourcen zu investieren, wollen sie im verschärften Kampf um Fachkräfte mitreden. Denn auch was für sie auf dem Spiel steht, zeigt der Cisco-Report: Gut die Hälfte (48%) der in Deutschland befragten Mitarbeiter ist bereit, für den Remote-Zugang den Job zu wechseln und dabei sogar auf 10 Prozent Gehalt zu verzichten. Orts- und zeitsouveränes Arbeiten entwickelt sich also in den Köpfen der Workforce immer mehr zum neuen Standard.